Nero im Cube
Wir haben uns den Wecker auf 5:30 Uhr gestellt, damit wir so früh wie möglich aufbrechen können. Uns ist nicht so wohl dabei, so nah an einer Straße und an einem Parkplatz und einem Kletterwald zu bleiben.
Als ich aus dem Zelt krabbel, um ein Foto von unserem Lager zu machen, entdecke ich, dass in der Nacht noch ein weiteres Zelt aufgebaut wurde. Ein Tandem-Fahrrad steht daneben.

Wir packen unsere Sachen leise zusammen und marschieren los. Heute fällt es mir nicht so leicht. Mir tun die Beine weh. Die Fuß-, Knie- und Hüftgelenke sind steif. Es regnet. Heute ist alles etwas anstrengender als sonst. Und mir schießen mal wieder Gedanken durch den Kopf wie „warum mache ich das hier eigentlich?“, „warum tue ich mir das an?“ und „Strandurlaub wäre doch auch ganz nett“.
Solche Gedanken kommen mir immer wieder unterwegs. Vor allem, wenn das Wetter nicht so schön ist und die Gelenke weh tun.
Doch als wir im Laufe des Tages an den Klippen von Eckernförde durch einen märchenhaften Wald wandern und das Meeresrauschen unter uns zu hören ist, verschwinden diese düsteren Gedanken wieder ganz von selbst.

Hier an diesen Ort kommt man nicht mit dem Auto. Nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Das ist einer der Gründe, warum wir eben zu Fuß unterwegs sind. Und für eine solche Aussicht, nimmt man dann eben auch mal die schlechten Stunden in Kauf.
Wenn mir der Satz ‚ich will nach Hause‘ durch den Kopf jagt, denke ich an den Spruch „never quit on a bad day“ – „gib niemals an einem schlechten Tag auf“. Und dann zieht man es den Tag über durch, macht vielleicht einige Pausen zusätzlich und irgendwann ist der schlechte Tag vorbei und am nächsten Morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus.

So, also der Plan ist, dass wir auf den Campingplatz Grönwohld gehen und dort diese Nacht zelten, für Morgen haben wir einen Schlaf-Cube reserviert. Das ist eine quadratische Wohnung mit 2 Etagenbetten.
Nach einer sehr schönen Wanderung entlang der eben schon erwähnten Klippen – oben entlang oder unterhalb über den Strand – erreichen wir erschöpft den Campingplatz. ein Mekka für Kite-Surfer. An der Rezeption erfahren wir dann, dass wir auch heute schon in den Cube können. Daraufhin ändern wir unseren Plan. Es ist grade mal 13 Uhr, wir haben nur 14,2 km in den Beinen und so beschließen wir, das als ‚Nero‘ (nearly zero miles hiked) gelten zu lassen. Morgen früh wollen wir dann doch schon weiterwandern. Bis zu einem Campingplatz kurz vor Kiel. Das wären dann etwas um die 20 km. Also auch recht entspannt für unsere Verhältnisse.

Den Rest des Tages lümmeln wir also in unserem Cube, waschen ein paar Klamotten im Waschbecken und gönnen uns unser erstes richtiges Essen der Tour in dem Campingplatz-Restaurant. Abends trinken wir unser erstes Bier der Tour – natürlich Flensburger. Eigentlich wollten wir das schon in Flensburg getrunken haben, haben es aber irgendwie vergessen. Abends gehen wir richtig erholt, mit vollgeladenen Akkus von GoPro, InReach, Handy und Powerbank noch vor ‚hiker midnight‘ (21:00 Uhr) schlafen.

Gewanderte km: 14,2