Henning und ich haben uns in den letzten Jahren regelrecht zueinander entwickelt.
Henning ist früher immer sehr schnell gewandert, ich habe jeden Käfer fotografiert und so war unser Wandertempo schon sehr unterschiedlich. Meistens hat Henning irgendwo an der nächsten Abzweigung auf mich gewartet. Zu Anfang hat mich das echt noch genervt. Vor allem, wenn wir mit meinen Eltern wandern waren, sind mein Vater und Henning laut plappernd über Fahrräder und ähnliches durch den Wald und über Felder gerast. Meine Mutter und ich hingen immer total hinterher, weil wir all die schönen Blumen, die faszinierenden Insekten und die traumhaften Weitblicke oder die abstrakten Felsformationen bestaunten und aus allen möglichen Winkeln fotografieren mussten.
Mittlerweile muss ich nicht mehr jeden Grashalm fotografieren und auch nicht aus allen erdenklichen Perspektiven. Zudem bin ich durch die regelmäßigen Wanderungen auch schneller geworden. Außerdem macht Henning auch mehr Bilder und nimmt sich oft Zeit, sich eine Landschaft genau auszugucken, oder einer Biene beim Pollensammeln zuzusehen. Wir haben uns aufeinander zu entwickelt. Er ist etwas entschleunigter und ich bin fitter und dadurch schneller geworden.
Als Paar Weitwanderungen zu unternehmen hat sicherlich Vor- und Nachteile und wir sind auch nicht oft der selben Meinung. So kehre ich gerne nach ein paar Tagen Wandern in eine Unterkunft ein, um mal alles in der Badewanne oder der Dusche zu waschen und eine Nacht im Bett zu erholen. Henning hat diese Ruhepausen nicht so schnell nötig wie ich.
Anfangs wollte ich auch noch gerne auf Campingplätzen Zelten, da der vermeintliche Komfort dort höher ist. Allerdings sind die Campingtoiletten und Duschen meist nicht besonders hygienisch. Mittlerweile ziehe ich das selbst gegrabene Loch im Wald und eine „Dusche“ mit Feuchttüchern dem Campingplatz vor. Zudem bezahlt man manchmal eine horrende Summe, dabei hat man auf einem Feld oder im Wald auch nicht viel mehr Komfort. Zunächst wollte ich auch lieber auf Campingplätzen schlafen, da ich mich dort sicherer fühlte. Mittlerweile habe ich mich allerdings an das Zelten im Wald oder auf Wiesen und dergleichen gewöhnt. Ich liebe es!